Grusswort von UZH-Prorektorin Prof. Dr. Elisabeth Stark
Sehr geehrter Regierungsrat Fehr,
sehr geehrte Kirchenratspräsidentin Straub, liebe Esther
sehr geehrter Herr Universitätsrat Loprieno, lieber Antonio,
sehr geehrter Herr Dekan Coors, lieber Michael,
liebe Kolleginnen und Kollegen
sehr verehrte Gäste

Ich freue mich, Sie im Namen der gesamten Universitätsleitung zu diesem besonderen Festakt begrüssen zu dürfen und gratuliere der Theologischen und Religionswissenschaftlichen Fakultät unserer Universität sehr herzlich zu ihrem 500. Jubiläum. Das ist wahrlich ein Anlass zum Feiern! Mein Name ist Elisabeth Stark, und ich bin seit 2021 Prorektorin Forschung an der UZH – und als Pfarrerstochter mag mir die launige Bemerkung gleich zu Beginn verziehen sein: Ohne Theologie keine Universität! In den vergangenen Wochen konnten Sie bereits an verschiedensten Stellen lesen und hören, dass wir das Jahr 1525 als das eigentliche Geburtsjahr der Universität Zürich ansehen, die damit im Konzert der altehrwürdigen Universitäten Europas nicht ganz so jugendlich-unerfahren daherkommt – insbesondere bei unserer europäischen Hochschulallianz Una Europa, wo wir mit der Università di Bologna die älteste Universität Europas in unseren Reihen wissen.
Der Titel zu diesem Jubiläum – «Prophezey» – erinnert auf sprechende Weise an die Anfänge der Theologischen Fakultät, die in der Arbeitsgemeinschaft zur Übersetzung und Auslegung der Bibel liegen. Lesen, Fremdsprachen-Kenntnisse auf höchstem Niveau einbringen in die Interpretationsarbeit, Diskutieren – mehr Universität geht nicht. Auch wenn wir heute eher messen, dem Monolinguismus frönen und die wissenschaftliche disputatio gelegentlich vernachlässigen, bleibt die Erinnerung an die akademische Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift in den Tagen der Zürcher Reformation als Ursprung unserer Universität zentral.
Auch wenn sie heute – mit 18 Professuren – personell gesehen die kleinste der modernen sieben Fakultäten an der UZH ist, kann die Bedeutung der Theologischen und Religionswissenschaftlichen Fakultät für geisteswissenschaftliche Debatten an der Universität Zürich und für aktuelle gesellschaftliche Diskurse kaum überschätzt werden. «Im Anfang war das Wort» – so steht es am Beginn des Johannesevangeliums und wird vom gottfernen Gelehrten Faust so kreativ wie unheilvoll missverstanden. Wer das Wort durch die Tat ersetzt, anstatt es durch die Tat zu ergänzen, läuft die Gefahr der geistigen Verwahrlosung, der wir uns derzeit allerorten ausgesetzt sehen – pflegen wir also unseren Geist und damit das Wort.
In fünf Jahrhunderten hat sich freilich vieles gewandelt – das Nachdenken über den christlichen Glauben und seine Werte ist aber immer aktuell. Theologie und Religionswissenschaft haben in dieser langen Zeit bewiesen, dass sie bei Bewahrung des stabilen Kerns sich stets neu ausrichten können an den Herausforderungen der jeweiligen Zeit und offen sind für den Dialog mit anderen Disziplinen und Perspektiven. Sie sind dabei nicht nur innovativ, sondern sie sind an der Universität Zürich auch exzellent, wovon die Einwerbung von Drittmitteln in Höhe von ca. 10.9 Millionen CHF über die letzten zehn Jahre – unter anderem für einen ERC Advanced Grant, einen SNF Starting- und einen SNF-Ambizione-Grant, drei laufende SNF-Projekte und zwei abgeschlossene SNF-Sinergia-Projekte –, darüber hinaus die Einrichtung zweier Stiftungsprofessuren (seit 2011) im Gesamtumfang von 27.3 Millionen CHF sowie zahlreiche Ehrungen und Preise für Forschende der Fakultät zeugen.
Beispiele für die Exzellenz der Fakultät finden sich zudem in fächerübergreifenden Forschungskooperationen und in der Beteiligung der Fakultät an gleich drei interdisziplinären Universitären Forschungsschwerpunkten, den so genannten UFSPs, einem Förderinstrument der UZH für gross angelegte interdisziplinäre Forschungsprojekte zu zukunftsträchtigen Themen: dem UFSP «Ethik» (2006-2017) und den seit 2021 laufenden UFSPs «Menschliche Fortpflanzung» und «Digitale Religionen», hier ist die Fakultät sogar «Leading House».
Die Offenheit der Zürcher Theologie hin auf andere Fächer und Disziplinen kann man auch daraus ablesen, dass hier, an der UZH, 1980 die erste ordentliche Professur für Allgemeine Religionsgeschichte und Religionswissenschaft in der Schweiz eingerichtet wurde. Der Name der Fakultät ist letztes Jahr entsprechend angepasst worden, nach langen Diskussionen und einigen Kontroversen. Persönlich messe ich diesem Labeling weniger Bedeutung bei als der tatsächlichen instituts- und religionsübergreifenden Zusammenarbeit der Fakultät, die weit über ihre eigenen Grenzen mit anderen Fakultäten und Disziplinen innerhalb und ausserhalb Zürichs sehr gut vernetzt ist.
Wir feiern also das 500. Jubiläum nicht nur, ja gar nicht in erster Linie als Rückblick, sondern als Dank an Sie, an Euch, und als Einladung: zur Vertiefung des Dialogs, zur Stärkung des akademischen Austauschs, zum gegenseitigen Zuhören in einer sich wandelnden Welt.
Mein Dank gilt allen, die die Fakultät geprägt haben: den Lehrenden und Forschenden, den Mitarbeitenden und Studierenden – und den vielen Partnern in Kirche und Gesellschaft. Gemeinsam haben Sie ein Fundament gelegt, auf dem unsere Universität und kommende Generationen aufbauen können.
In diesem Sinne wünsche ich der Theologischen und Religionswissenschaftlichen Fakultät weiterhin inspirierende Forschung, engagierte Lehre und eine starke Präsenz im gesellschaftlichen Diskurs.
Vielen Dank!